Amtliche Meldung

Aus der Geschichte der Spiritusfabrik Krakow am See, Teil 2

Der Staat mischt sich ein
(Dauerausstellung im Festsaal Villa Rita in Krakow am See)

Die Geschäfte der Krakower Spiritusfabrik liefen gut. Nachdem der Schweriner Brenner C.B. Busch, seine Firma aufgab, übernahm Carl Lorenz 1910 das Schweriner Verkaufsgebiet. Es erfolgte die Umbenennung der Firma in Mecklenburgische Spiritusfabrik. Auch im ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde weiter produziert, u.a. auch Ingwerlikör als Marketenderware für die Heeresverwaltung hergestellt. Deutschland war nach dem 1. Weltkrieg hoch verschuldet und musste zudem enorme Reparationszahlungen leisten. Dem Fiskus blieb nicht verborgen, dass mit Alkohol hohe Gewinne erzielt werden konnten. So wurde 1918 das Reichs-Branntwein-Monopol-Gesetz in Kraft gesetzt, dass letztendlich zum Ziel hatte, die Alkoholproduktion in staatliche Hände zu überführen. Im Jahre 1922 übernimmt die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein die Krakower Spiritusfabrik. Kommerzienrat C. Lorenz erhält eine Abfindung und scheidet aus dem Betrieb aus. Wer in der Fabrik arbeitet, ist nun beim „Monopol“ beschäftigt. Dieser Name hält sich in Krakow bis nach dem 2. Weltkrieg.

Für die Fabrik war die staatliche Übernahme sogar vorteilhaft, denn es wurde weiter auf Expansion gesetzt. 1925 erfolgte die staatliche Gründung der Reichskraftsprit GmbH mit dem Zweck der Agrarförderung in Deutschland. Ein Benzingemisch mit Kartoffelalkoholanteilen wurde unter dem Namen „Monopolin“ verkauft. Auch die Krakower Spiritusfabrik lieferte dafür entsprechende Alkohole.

Das Krakower Monopolin-Lager auf dem Gelände der Spiritusfabrik, Foto: Sammlung Torsten Berg

1927 erfolgte eine Erweiterung des Hauptgebäudes zur Villa. Die Reichsmonopolverwaltung beauftragte dazu die Baugruppe des Landesfinanzamtes Mecklenburg-Lübeck. Hauptauftragnehmer war Maurermeister Johannes Henning aus Güstrow. Von den Krakower Handwerkern waren u.a. Tischlermeister Wilhelm Behrens, sowie Malermeister und Glaserei Willy Maaß dabei. Im Jahre 1936 wurden auf dem Freigelände des Betriebes große Spritbehälter aufgestellt, von denen der Größte ein Fassungsvermögen von 0,5 Mio. Litern hatte. Dies sollte leider fatale Folgen haben.

Bernd Kiel

Kontakt für Dokumente, Bilder und Geschichten zur Spiritusfabrik: Festsaal@VillaRita.de

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