Auf der Suche nach einer Losung
In der Stadt gibt es Hochhäuser. Bei uns gibt’s Hochsitze. Manchmal höre ich auch dumpfes Grollen. Ein Schuss?
Höchste Zeit für den Moosterboten, mal eine fachmännische Runde durch das Revier zu gehen. Ich verabrede mich also mit Fotoapparat und ein paar Fragen im Gepäck früh am Morgen mit Katja Mentzel. Und wer unbedingt dabei sein muss, ist Jagdhund Arthur. Der freut sich, soll aber gleich mal Sitz machen. Na, der hört so gut wie unsere Kinder, denk ich mir. Und los geht es!
Mir fällt auf, dass überall Hochsitze stehen. Braucht man die wirklich alle? Bei der Jagd kommt es auf die Windrichtung an. Und die dreht schon mal. Ich muss dieselbe Gegend also von unterschiedlichen Stellen aus beobachten können.
Gibt es bestimmte Jagdzeiten? Für jedes Tier gibt es bestimmte Zeiten. Rotwild, Damwild, Rehe und Muffelwild können in diesem Jahr vom 16.4.-31.1., Schwarzwild, Kaninchen, Nutria, Fuchs, Dachs und Waschbären können dagegen ganzjährig geschossen werden. „Nutrias?“ frage ich und erfahre, dass diese bei uns an manchen Orten zur unangenehmen Plage geworden sind. Ein Abschuss von tragenden Tieren und Müttern mit Kleintieren kommt aber nie in Frage. Auch der Wolf ist von der Jagd ausgenommen. Natürlich ist Meister Isegrim Katja schon begegnet, aber vor Wildschweinen hat sie mehr Respekt!
Sollte ich mir beim morgendlichen Joggen durch den Wald lieber Leuchtfarben anziehen? Da nimmt Katja mir die Sorgen. Ein Jäger muss sein Schussfeld immer absichern. Geschossen wird nur da, wo man auch gute Sicht hat und weiß, wo die Kugel landet. Ich atme auf!
Auf dem Hochsitz heißt es Sitzfleisch haben. Das kann bei Wind auch schon mal kalt werden. Eingeschlafen ist Katja noch nie, aber ihr Sohn Tillman macht die Augen schon mal zu und ratzt weg.😉 Es gibt sogar extra Schlafkanzeln. Man darf nur nicht schnarchen! Wecker stellen ist auch schlecht.
Im Wald fallen mir Futterstellen auf. Oft ist auch eine Wildkamera in der Nähe. In der Regel laufe ich einmal durchs Bild und hinterlasse dem Jäger einen Gruß. Diese Plätze werden Kirrung genannt. Sie dienen dazu Wild anzulocken und zu beschäftigen um es beobachten zu können. Bei mir hat es ja auch geklappt!
Die vielen weidmännischen Fachbegriffe machen mich auch etwas kirre! Die Losung des Tages ist ein kleiner Haufen im Gras. Aber ansehen allein reicht hier nicht. „Was hat es denn gefressen?“ fragt Katja und lächelt mich an. Ich grinse ohne ein Wort zurück und gehe zum nächsten Thema über.
Gibt es Abschussquoten? Die Jagdbehörde erteilt Auflagen was und wieviel geschossen werden soll. Dafür werden Listen geführt und monatlich eingereicht. Es wird also nicht nur zum Spaß gejagt. Im Grunde geht es darum das Gleichgewicht in der Natur zu bewahren.
Auf dem Rückweg lerne ich noch etwas über das Brauchtum. So bekommt ein erlegtes Tier als letzten Bissen einen kleinen Zweig in den Mund gelegt. Es symbolisiert die letzte Mahlzeit und damit Ehrfurcht vor der Schöpfung.
Am Ende darf auch ich einen Schuss machen – mit meiner Kamera. Getroffen!!!
Mein Fazit nach einem tollen Morgen im Wald: Jagen ist Entschleunigung und Natur genießen.
Und falls du nicht weißt, was Muffelwild ist, empfehle ich dir auch mal eine Tour mit Katja zu machen!
Jagd, Siggelkow